Die Museumsdefinition des Internationalen Museumsrates (ICOM) gehört, neben den Ethischen Richtlinien, zu den zentralen Aussagen des Verbandes. Die Definition benennt die Kernmerkmale aller Museen. Ihre weltweite Geltung ist ein hohes Gut. Der Weltverband hat 2016 die Untersuchung begonnen, ob die geltende Fassung der ICOM-Museumsdefinition tauglich für das 21. Jahrhundert ist. Ein Beschlussvorschlag zur Textänderung fand 2019 keine Mehrheit. Der jetzt von ICOM vorgegebene, mehrstufige Prozess zur Aktualisierung der Museumsdefinition, an dem sich auch das Nationalkomitee ICOM Deutschland aktiv beteiligt, soll 2022 abgeschlossen werden. Dieses hier vorliegende Plädoyer will zur gegenwärtig laufenden Diskussion folgende Punkte konstruktiv beitragen:
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Die ICOM-Museumsdefinition muss die unveränderlichen Kernaufgaben des Museums benennen: sammeln, bewahren, erforschen, präsentieren und vermitteln.
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Die ICOM-Museumsdefinition muss weltweit alle Museen einschließen – Museen jeder Größe, jeder Gattung, in jedem gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld. Das gelingt nur, wenn sich die Definition auf die oben genannten fundamentalen Aspekte konzentriert.
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Seit 2015 verwendet auch die UNESCO die geltende Museumsdefinition von ICOM; auch nationale Gesetze, Förderrichtlinien und Museumsgütesiegel beziehen sich darauf. Durch eine weitreichende Umformulierung würde ICOM seine weltweit führende Rolle verlieren.
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Seit 1974 ist es im Weltverband ICOM Konsens, dass Museen dem Dienst an der Gesellschaft verpflichtet sind. Diese Aussage hat dauerhaft Bestand. Ihre regionale Kontextualisierung, Konkretisierung und Aktualisierung muss jedes Museum für sich in seinem Leitbild leisten. Die gemeinsame Wertebasis dafür bieten die Ethischen Richtlinien von ICOM.
15. Juni 2021
In den Sozialen Medien finden sich die einzelnen Beiträge ausgewählter Unterzeichnerinnen und Unterstützern dieses Plädoyers unter dem Hashtag #MP4MD_ICOM
DOWNLOAD: Plädoyer ICOM Museumsdefinition
DOWNLOAD: Plea ICOM museum definition
Bayerisches Nationalmuseum, München
vertreten durch Generaldirektor Dr. Frank Matthias Kammel
Dr. Christian Bayer
Kurator Pelizaeus-Museum, Roemer- und Pelizaeus-Museum, Hildesheim
Dr. Dirk Blübaum
Direktor, Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, München
Prof. Dr. Martin Eberle
Direktor, Museumslandschaft Hessen Kassel
Eva-Maria Günther, M.A.
Abteilungsleiterin Ausstellungsmanagement, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
Dr. Regina Hanemann
Direktorin, Museen der Stadt Bamberg
Dr. Sven Hauschke
Direktor, Kunstsammlungen der Veste Coburg
Dr. Matthias Henkel
Gastprofessor, Donau-Universität Krems/Österreich; Präsident von ICOM MPR
Dr. Michael Henker
Präsident ICOM Deutschland 2013 – 2016 und Leiter Planungs- und Aufbaustab
Sudetendeutsches Museum, München
Prof. Dr. Christiane Lange
Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart
Prof. Dr. Katja Lembke
Direktorin, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Dr. Christoph Lind
Direktor, Kunst- und Kulturgeschichte der Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
sowie Chair ICOM – ICFA
Prof. Dr. Hartwig Lüdtke
Direktor, Technoseum, Mannheim
Prof. Dr. Bernhard Maaz
Generaldirektor, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Prof. Dr. Angelika Nollert
Direktorin, Die Neue Sammlung, Pinakothek der Moderne, München
Dr. Gabriele Pieke
Leiterin, Sammlung Altägypten, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
Dr. Jasper von Richthofen
Direktor, Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur, Görlitz
Prof. Dr. Thomas Schwark
Direktor, Historisches Museum am Hohen Ufer, Museum August Kestner, Museum
Schloss Herrenhausen
Dr. Jens Stöcker
Direktor, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund
Dr. Astrid Wegener
Sammlung Deutsches Tapetenmuseum, Museumslandschaft Hessen Kassel
Dr. Klaus Weschenfelder
Präsident ICOM Deutschland 2009-2013, Direktor Kunstsammlungen der Veste
Coburg a.D.
Dr. Sabine Wolfram
Direktorin, smac – Staatliches Museum für Archäologie, Chemnitz
Kontakt:
Dr. Klaus Weschenfelder klaus.weschenfelder[@]gmx.de
Dr. Matthias Henkel icom[@]matthiashenkel.org
Mit dieser Initiative plädieren Museumprofessionals für eine essenzielle ICOM-Museumsdefinition.
Seit der Generalkonferenz des Internationalen Museumsrates ICOM in Kyoto 2019 wird eine intensive Debatte im Kreis von Museums Professionals über die Museumsdefinition geführt.
Die programmatische Ausgestaltung der Institution Museum hat weitreichende und weltweite Konsequenzen, denn schließlich handelt es sich um eine Institution, in der ein wesentlicher Teil unseres kulturellen Gedächtnisses gesammelt, bewahrt, erforscht, präsentiert, vermittelt – und damit letztlich gesellschaftlich verhandelt – wird.
Prof. Dr. Bernhard Maaz
Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München
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Prof. Dr. Katja Lembke
Direktorin des Niedersächsischen Landesmuseums, Hannover
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Dr. Sabine Wolfram, Direktorin
SMAC – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz
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Dr. Jens Stöcker, Direktor
Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund
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Transkription (D)
Museen sollen bunt sein, vielfältig sein, Museen sollen subversiv sein, inklusiv sein, lehrreich sein, lustig sein, spannend sein und Spaß machen, davon bin ich fest überzeugt. Das ist eine unserer Aufgaben. In demokratischen Ländern sind wir in der Lange, genau diese Aspekte auch alle umzusetzen. Das können allerdings nicht alle, und daher sind die Rahmenbedingungen wichtig, unter denen wir das können. Die Museumsdefinition von ICOM bietet den Rahmen, den wir ausgestalten können. Für die Ausgestaltung sind wir zuständig. Sammeln, bewahren, präsentieren, forschen, vermitteln: Das ist für uns die Basis, auf der wir alles, was ich eingangs gesagt habe, tun können, und das soll auch zukünftig die Basis unserer Museumsarbeit sein.
Transcription (GB)
Museums should be colourful, diverse, subversive, inclusive, educational, cheerful, exciting and enjoyable, of that I am firmly convinced. These is one of our tasks. In democratic countries, we are capable of implementing all of these aspects. However, not everyone can do that, and therefore the framework conditions under which we can do that are important. ICOM’s museum definition provides the framework that we can shape. We are responsible for shaping it. Collecting, preserving, presenting, researching, communicating: This is our basis on which we can do everything I said at the beginning, and this should also be the basis of our museum work in the future.
Prof. Dr. Christiane Lange
Direktorin Staatsgalerie Stuttgart
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Translation (GB)
A possible redefinition of the concept of the museum must always take into account the fact that also in the 21st century we will draw our central identity from the preservation, research and exhibition of objects. A museum is a “third place” where social issues are discussed and reflected. It is always also a place that sparks these discussions by means of very concrete objects and makes them tangible to the senses.
Defining the museum in terms of its values, its political stance, its social commitment falls far too short – and too far at the same time. Should it not be the task of a definition to formulate the unique, unmistakable identity of an institution in distinction to other institutions?
The previous ICOM definition of the museum has fulfilled this task flawlessly. Of course, the world around us has changed and continues to change, and of course our attitude towards the criteria by which we collect, research, preserve, present and communicate has always changed with it.
And this is to the benefit of all of us. Therefore, I propose that we actively use the current debates to find out together in which framework we can reflect on these changes and make them fruitful. A redefinition of our core task, however, cannot be this place.
Rather, the core task is the basis, the WHAT, from which we then discuss the HOW with each other incessantly.
Dr. Michael Henker
Präsident von ICOM Deutschland (2014-2016)
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Dr. Matthias Henkel
Guest Professor at Danunian University Krems/Austria
Chair of ICOM MPR
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Dr. Gabriele Pieke
wissenschaftliche Leitung Sammlung Altägypten
Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
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