Ein interdisziplinäres Seminar und Projekt mit Studierenden des Lehramts und weiterer Fachgebiete zur Auseinandersetzung mit und Implementierung von Nachhaltigkeit am Campus.
Die Veranstaltung richtet sich an:
Lehramtsstudierende, Kunstwissenschaft, Bildende Kunst, Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung, Mobilität, Verkehr und Infrastruktur, Philosophie: Umwelt – Gesellschaft – Kritik, Stadt- und Regionalplanung, Zertifikatprogramm Umweltwissen, Umweltrechtzertifikat, umwelt- und nachhaltigkeitsbezogenes Wissen im Bereich Schlüsselkompetenzen.
Ziel ist, auf der Basis der Materialität und Präsenz der 7000 Eichen die emotionale Verfasstheit der Stadtgesellschaft zu ergründen. Durch die Veröffentlichung der Videos wird zugleich ein erneuter Dialog ermöglicht. Das Projekt aktiviert als das unbewusste kollektive Gedächtnis der Stadt.
Damit entsteht neben dem gewachsenen Erbe (den Bäumen) ein ebenso wachsendes Archiv von Meinungen, Stimmungen, Empfindungen und Gefühlen. Es entsteht genau das, was Joseph Beuys einen „Ort der permanenten Konferenz“ genannt hat. Mit Hilfe der digitalen Medien (Social Media) werden die video-dokumentierten Narrationen zugleich wieder zu Akzeleratoren weiterführender Diskurse innerhalb der Stadtgesellschaft.
Das Projekt nimmt die BEUYS-Aktion 7000 Eichen zur documenta von 1982 zum Ausgangspunkt der eigenen Wahrnehmung, Erfahrung und Erforschung des materiellen uns sozialen Stadtraums. Durch die inhaltliche Verknüpfung der beiden Seminare werden Brücken gleich in mehrfacher Hinsicht geschlagen:
Nicht zuletzt wird durch den diskursiven und dialogischen Ansatz (Interviews) – gepaart mit der medialen Komponente (Videographie) – die soziale und methodische Kompetenz der Studierenden herausgefordert und proaktiv entwickelt.
Kickoff | 12. April 2022 | 19-21 Uhr | digital |
Präsenz | 22. und 23. April 2022 | Freitag 14-19 Samstag 11-18 |
in Präsenz in Präsenz |
30. April 2022 | 15-17 Uhr | digital | |
Präsenz | 07. Mai 2022 | 12-19 Uhr | in Präsenz |
21. Mai 2022 | 15-17 Uhr | statt Online-Seminar besteht die Haus-Aufgabe darin, ein Probe-ZOOM-Interview zu führen und zu schneiden. | |
28. Mai 2022 | 15-17 Uhr | digital | |
04. Juni 2022 | 15-17 Uhr | digital | |
Präsenz (Finale) bis zu diesem Termin müssen als Videos vorliegen |
25. Juni 2022 | 12-19 Uhr | in Präsenz |
40 Jahre Anwaltschaft für Bäume in Kassel – von Ingrid Pee
Erste Betroffenheit
In meinem früheren Wohnort, der Kasseler Stadtrandgemeinde Bergshausen, in den 70er Jahren, musste ich immer wieder mit ansehen, wie achtlose Zeitgenossen mit dem ohnehin schon dürftigen Baumbestand umgingen. Da gab es noch jene meterhohen alten Birnbäume, wie Fontane sie in seinem Ribbeck-Gedicht beschrieb, die bisher ungeachtet im Garten standen, bis eines Tages, bedingt durch die neue Art Gras in Rasen zu verwandeln, ihr Blattabfall als störend empfunden wurde. Da kam dann im Herbst oder Frühjahr die neu erworbene Motorsäge zum Einsatz und in kürzester Zeit war der Baum niedergemacht. Einmal erlebte ich, wie ein Bauer einen in voller Blüte stehenden Kirschbaum in Minuten mit der Motorsäge niedermachte. Auch die Abholzung der Dorfkastanie im Mittelpunkt des Dorfes, Mitte der 70er, wurde kurzerhand mit Krankheit des Baumes begründet. Dieses Argument war ein beliebter Grund, Baumfällaktionen zu legitimieren. Man sah keinen Anlass, über die Wichtigkeit von Bäumen nachzudenken, sie wurden im Gärten allenfalls als Koniferen geduldet und im öffentlichen Raum als Straßenbegleitgrün. Bäume waren ererbtes Privateigentum, mit dem man machen konnte, was man wollte.
Ich bemerkte damals, dass Bäume dringend eine Lobby brauchten.
Abholzungsaktion in den 80ern in Kassel
Als ich dann Anfang der 80er in den Kasseler Stadtteil Brasselsberg zog, dessen Schönheit stark durch alten Baumbestand geprägt war, glaubte ich zuerst, hier würde sicherlich ein anderes Bewusstsein, was Bäume anging, vorherrschen, als im ländlichen Raum. Bereits kurz nach meinem Umzug 1978 begann die Abholzaktion der alten Linden auf der Wilhelmshöher „Allee“. Diese Allee-Bäume mussten im unteren Teil, bis etwas tiefer als der Bahnhof einem Straßenerweiterungsbau weichen, und nachdem die Baumaßnahmen abgeschlossen waren, wurden neue Linden, ganz weit an den Rand gerückt, gepflanzt. Im oberen Teil der Allee gibt es allerdings bis heute keine neuen Bäume, es ist aber auch in diesem Teil keine Straßenverbreiterung erfolgt. Welche Motivationen mag die Planer hierbei geleitet haben, Sachzwang kann es in diesem Fall nicht gewesen sein.
Engagement für eine Baumschutzsatzung für privates Grün
Meine Motivation, mich für die Einführung einer Baumschutzsatzung für privates Grün zu engagieren, kam etwas später, als in einem Nachbargrundstück, einer parkähnlichen Anlage, die Motorsäge innerhalb weniger Tage viele alte Bäume niedermachte, um anschließend mediterranes Grün zu pflanzen. Trotz meiner Betroffenheit hatte ich nicht die Möglichkeit, in irgendeiner Weise dem Geschehen Einhalt zu gebieten. Nun begann ich mich öffentlich zu engagieren. Da gerade in diesem Jahr 1981 die Bundesgartenschau in Kassel bevorstand, erhoffte ich mir ein verändertes Bewusstsein und versuchte im Alleingang Unterschriften für mein Vorhaben zu sammeln. Als ich etwa 600 Unterschriften zusammen hatte, gab ich diese der Stadtverordnetenversammlung. Ich erhielt dann von den einzelnen Parteien Bescheid, zuerst von der CDU Fraktion. Sie schrieb mit, dass sie mein Vorhaben nicht unterstützen könnte, da sie in Sachen Privateigentum sehr sensibel sei. Für diese Partei gehören Bäume zum Privateigentum, darüber gab es keine Diskussion.
Die SPD und der von ihr damals mehrheitlich gestellte Magistrat antwortete zwar in wohlwollender Weise darauf, waren aber ihrerseits gegen die Einführung, da sie gegen jeglichen Mehraufwand der Verwaltung seien. Das hörte sich zwar sehr positiv an, ich konnte allerdings hierbei das Gefühl nicht loswerden, dass dies nur ein vorgeschobenes Argument sei. Und auch hier Eigentumsrecht und Baubehinderung eine Rolle spielen könnten. Nur die Fraktion der Grünen unterstütze mich. Dr. Rhea Thönges-Stringaris, damals schon Vertraute von Josef Beuys, hatte mir zugesagt, mein Projekt als Vorlage in die Stavo einzubringen. Da diese Partei unter chronischer Arbeitsüberlastung litt, erfolgte nichts.
Beuys 7000 Eichen Projekt
Ich habe am 09.11.1981 meine Unterschriftensammlung zur Einführung einer Baumschutzsatzung in Kassel an die Stadtverordnetenfraktionen geschickt. Umso erstaunter war ich, als ich dann am 15. November 1981 von Beuys die erste Presseveröffentlichung (Quelle: Aktenarchiv documenta) mit der Verkündung, zur documenta 7 7000 Eichen in Kassel zu pflanzen, hörte. Dass der Titel „Verwaldung statt Verwaltung“ entstand, verwunderte mich, und ich fragte mich, ob dies eine Reaktion auf meine Aktion im Hinblick auf Verwaltung (Baumschutzsatzung) war. Zumal: „die Vorbereitungen begannen im Herbst 1981. Die Kunsthistorikerin Rhea Thönges, Gründerin der FIU Kassel und Stadtverordnete der GRÜNEN, übernahm die Koordination vor Ort. Im März 1982 pflanzte Beuys die erste Eiche.“ (Quelle: „Joseph Beuys“ von Philip Ursprung, München 2021)
Es freute mich doch sehr, dass der Umkehrschluss aktiv Bäume zu pflanzen, also zu Verwalden, in Kassel fruchtete und in der folgenden Zeit Bäume ein wichtiges Gesprächsthema wurden, sowohl was ihre Zustimmung anbelangte als auch ihre heftige Ablehnung. Unter den Gegnern waren auch prominente Kasseler Bürger. Ich übernahm für das Büro „7000 Eichen“ das Pressearchiv. Die Verwaldungs-Aktion von Beuys blieb für Kassel und Umgebung sicherlich nicht ohne Folgen, auch für das damalige Bewusstsein. Das wurde mir deutlich, als ich bei einer Fahrt in einem Landkreisort in der Dorfmitte auf neugepflanzte Eichen stieß. Eine Besonderheit im Hinblick auf die Sortenwahl, aber sicherlich eine Nachahmungstat.
Rainer Bolke, ein Student der Landschaftsplanung, griff meine Aktion damals auf und beschrieb sie in seiner Studienarbeit an der HBK 1984. Darin entwarf er eine Baumschutzsatzung nach Mustern von neun deutschen Städten, die bereits über solch eine verfügten. Auch innerhalb der Kasseler Stadtverwaltung schien sich etwas verändert zu haben. 1984 wurde dann eine Baumsatzung für privates Grün auf Anregung des Bauamtes verabschiedet. Man kann nur hoffen, dass die Verwaltung nicht mehr nötig ist, weil der Bürger im Sinne Beuys die Stadt inzwischen weiter ver-„walden“.
1987 – Engagement in Parks der MHK
Erfolgreicher Einsatz gegen Abholzung im Park Wilhelmstal
1988 – Engagement in Parks der MHK
Kritik am Konzept in der Karlsaue, als 28 Linden gefällt wurden
1996 – Bürgerinitiative „Pro Habichtswald“
1996 stieß ich in meinem Engagement gegen die Erweiterung des Steinbruchs Drusel zur Bürgerinitiative „Pro Habichtswald“. Widerstand in Form von Pressearbeit und Demonstrationen am Steinbruch gegen die Zerstörung des Waldes waren unsere Inhalte.
2000 – Preisverleihung
Naturschutzpreis der Stadt Kassel für „Pro Habichtswald“
2001 – Wählerinitiative „Pro Habichtswald“
Entsteht aus der Bürgerinitiative „Pro Habichtswald“ die Wählerinitiative „Pro Habichtswald“. In den Ortsbeiratswahlen von 2001 bekam „Pro Habichtswald“ einen Sitz in Wilhelmshöhe und einen Sitz am Brasselsberg. Als Ortsbeiratsmitglied am Brasselsberg legte ich in meiner Tätigkeit ein besonderes Engagement auf Naturschutz in Sachen Bäume und Landschaft, besonders der Dönche.
2004/2005 – Erneutes Engagement für die Einführung einer Baumschutzsatzung
2004 hob das Land Hessen die Baumschutzsatzung auf. Dann entstand eine Diskussion um erneute Einführung einer Baumschutzsatzung: Der neue Entwurf der Stadt Kassel zur Baumschutzsatzung hat drei Ortsteile: Brasselsberg, Kirchditmold und Harleshausen ausgespart. Diese drei besonders grünen Ortsteile sollten keine Baumschutzsatzung bekommen. Der Antrag von mir im Ortsbeirat zur Einführung der Baumschutzsatzung für den Brasselsberg wurde überstimmt, auch mit der Stimme des Grünen. Ich entschloss mich, ein Bürgerbegehren für den Brasselsberg dagegen zu machen. Mit Hilfe von engagierten Bürgern sammelten wir 445 Unterschriften. Aufgrund dieser Initiative lenkte 2005 der umweltpolitische Sprecher der SPD, Harry Völler, ein und stellte den Antrag in der STAVO. Daraufhin kam es zum Baumschutz, auch für die anderen Ortsteile. Aber inzwischen waren im Stadtteil Brasselsberg mehr als 100 Bäume gefallen.
2007 -Weiteres Engagement
Zu einer erheblichen Baumfällaktion am Brasselsberg kam es 2007, als in der Wiederholdstraße/Ecke Sandbuschweg, direkt am FFH-Gebiet der Dönche, auf Privatgrundstück ca. 20 Bäume von 10-15 Meter Höhe widerrechtlich und übergriffig in fremden Grundstücken gefällt wurden. Diese Handlungen hatten verwaltungsgerichtliche Folgen. Nach 10 Jahren Ortsbeiratsarbeit engagierte ich mich immer mal wieder gegen Abholzungsaktionen auf Privat- und Öffentlichen Grundstücken. Bis heute gibt es keine Baumschutzsatzung für öffentlichen Grund.
2015 – Nachtrag
Leider musste ich im Jahr 2015 in einer Ausschusssitzung von der Unteren Naturschutzbehörde/Gartenamt schmerzlich erfahren, dass 90 % der Bäume zum Fällen, trotz Baumschutzsatzung,
7000 Eichen – öffentliches Kunstwerk von Joseph Beuys (1921-1986), Kassel, documenta 7, 1982
Dreh’s wie du willst:
„Wir leben von den Eichen und sie von uns. Nula Horo Transkultura Artkoncepto kun Esperanto kiel Komuna Lingvo.“
Beitrag von Wolfgang Günther, Postkünstler, aktiver Mail Artist und Esperantist (www.kih-kassel.de) mit einem starken ökologischen Engagement (“Kultur rechtfertigt nicht die Degradierung von Natur.”). Wolfgang Günther (w.guenther.esperanto@web.de) Kassel, Germanio – 2022
Das Seminar setzt auf den Erfahrungen und Untersuchungsergebnissen des Seminars #BEUYS100 Lass’ Wachsen auf, ohne dass eine personale Kontinuität dafür Voraussetzung wäre.
Ganz bewusst wird das Seminar zeitlich parallel zu DOCUMENTA 15 angeboten, weil mit dem Claim LUMBONG das Thema einer sozial und kulturell identifizierten Nachhaltigkeit verfolgt; und der Begriff der sozialen Verwurzelung
Die Akquisition externer Gesprächspartner:innen stellt eine besondere Herausforderung an die kommunikativen Fähigkeiten aller Beteiligten dar, weil sich ein solcher Prozess nicht komplett steuern lässt, sondern auch schlicht von mehr oder minder unvorhersehbaren Umständen abhängig ist.
Denkbar wäre beispielsweise auch, ein in der Tagespresse veröffentlichter Aufruf zur Teilnahme an den Interviews.
Auch wenn bei der Auswahl potentieller Interviewpartner:innen auf ein Höchstmaß an Diversität und Vielstimmigkeit angestrebt wird, kann im Rahmen des Seminars aufgrund der Zeit- und Personalressourcen ein ausschließlich qualitativer Ansatz verwirklicht werden.
Durch das Projekt wird die Forderung nach konkreten Umsetzungsmaßnahmen für mehr Nachhaltigkeit auf dem Campus nicht nur anschaulich, sondern sinnlich sowie methodisch vielfältig eingelöst. Durch den entstehenden Dialog setzt ein Bewusstmachungsvorgang ein, der allen am Projekt Beteiligen nicht nur Impulse der Selbstwirksamkeit, Kompetenz und Relevanz vermittelt, sondern darüber hinaus auch das gesamtgesellschaftliche Verantwortungsgefühl aktiviert.
Die Handlungsmaxime, wonach bis 2030 eine CO2-Neutralität der Universität zu realisieren ist, lässt sich nämlich nur durch einen konzertierten Wandel im gesellschaftlichen Mindset realisieren – gesellschaftliche Transformation ist als erst in zweiter Linie auch als technologischer Wandel zu verstehen. Es bedarf, neben dem Erwerb neuen Wissens, auch der Bereitschaft zum Ver-Lernen (unlearning the given – https://savvy-contemporary.com/en/events/2016/unlearning-the-given/)
Auf diese Weise erhält das Beuyssche Konzept des Erweiterten Kunstbegriffes eine wirklich authentische Manifestation: 35 Jahre nach dem Tod des Künstlers, 40 Jahre nach der d7 – und begleitend zu DOCUMENTA 15, die sich ebenfalls der kulturell-sozial grundierten Nachhaltigkeit verschrieben hat (vgl. https://documenta-fifteen.de/nachhaltigkeitsprojekte/).
Die operative Schlagkraft des von Joseph Beuys entwickelten Konzeptes der Sozialen Plastik wird gerade aus Anlass seines 100sten Geburtstages mehr als evident: In den 40 Jahren seit der documenta 7 hat sich Kassel durch dieses Landart-Projekt zu einer Stadt mit Grüner Lunge entwickelt. Die aktuellen Standorte der BEUYS-Bäume lassen sich dem Baumkataster entnehmen (https://www.7000eichen.de/index.php?id=20). Die erhaltende Arbeit der Stiftung 7000 Eichen ist daher essenziell. Dadurch wird deutlich, dass Hege und Pflege – oder ganz allgemein Aufmerksamkeit und Achtsamkeit – elementare Bestandteile einer aktiv gelebten Nachhaltigkeit sein müssen; die Prozesshaftigkeit und das erforderliche Verantwortungsgefühl des eigenen Handelns werden dadurch verdeutlicht. Die Bürgerinnen und Bürger werden – im Idealfall – selbst zu Bewahrer:innen der künstlerischen Schöpfung. War die Pflanzaktion selbst schon als sozialer, gesellschaftlich-diskursiver Prozess gestaltet, so sind in den vergangenen 40 Jahren die Anwohnerinnen und Anwohner nicht nur zu Beobachtenden (des Wachstums) geworden, sondern sie sind – angesichts der Folgen des Klimawandels – zu Baum-Kurator:innen geworden; an der Schnittstelle zwischen Kunst, dem sozialen Raum der Stadt und der Natur.
Den inhaltlichen-theoretischen Rahmen des Projektes bildet der Diskurs über einen Ansatz zur kulturell-künstlerischen Untersetzung des Begriffs von Nachhaltigkeit. Erst damit – so unsere Ausgangshypothese – wird aus dem Sinnvollen etwas wirklich Sinnstiftendes; wird nachhaltiges Denken und Handeln durch diese emotional-werteorientierte Aufladung für alle Beteiligten auch individuell relevant. Bereits vor 20 Jahren wurde im sogenannten Tutzinger Manifest eine Neuausrichtung der Definition von Nachhaltigkeit proklamiert, allerdings ohne dass sich bislang operative Folgen daraus entwickelt hätten (https://kupoge.de/ifk/tutzinger-manifest/; zum Verhältnis von Kultureller Bildung und BNE s. https://www.kubi-online.de/artikel/zum-spannungsreichen-verhaeltnis-bne-kultureller-bildung-oder-bildnarrative-unsere).
Der einführende Teil des Projektes besteht darin, den Status Quo der stadträumlich-sozialen Verwurzelung der 7000 Eichen von BEUYS – insbesondere an den Standorten der Universität* – zu eruieren. Der Begriff der stadträumlich-sozialen Verwurzelung wird bewusst gewählt, um neben der natürlichen Komponente auch die gesellschaftliche Komponente des Projektes zu analysieren. Darauf aufbauend wird im Seminarverband der Leitfaden für strukturierte Interviews erarbeitet.
Im nächsten Schritt werden Interviews mit Zeitzeug:innen – Anwohner:innen und Uni-Mitarbeiter:innen bzw. ehemaligen Studierenden – geführt. Die interdisziplinäre Studierendenschaft aus Philosophie, Kunstwissenschaft, Landschafts- oder Stadtplanung ermöglicht dabei sich ergänzende Zugänge und den Austausch unterschiedlicher Expertisen und Perspektiven. Die Leitfaden-Interviews werden per Video dokumentiert und dann professionell bearbeitet (Schnitt, Postproduction etc.) und dann auf einer Website veröffentlicht.
Dr. Matthias Henkel mit Unterstützung eines externen Video-Dienstleisters
Durch die Video-Dokumentation der persönlich-subjektiven Stimmungsbilder wird der materiellen Ebene der Bäume eine immateriell-emotionale Ebene zur Seite gestellt.
Das Seminar wird von Dr. Matthias Henkel durchgeführt und ermöglicht mit seiner Ausrichtung das Zusammenkommen unterschiedlicher disziplinärer Perspektiven auf einen gesellschaftsrelevanten Gegenstand: Es entsteht dadurch bei den Studierenden ein intensives Erleben von Selbstwirksamkeit – gepaart mit der Bewußtmachung von Verantwortung für das eigene Handeln im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Dadurch entsteht für die Lehramtsstudierenden ein spannendes Added Value, weil sie in ihrem späteren Berufsleben stets an der Schnittstelle zweier Generationen arbeiten werden – und somit künftig einen didaktisch-pädagogischen Hebel für die Verwirklichung einer Generationengerechtigkeit besitzen.
Das Modul Ästhetische Bildung und Bewegungserziehung ist ein essenzieller Baustein des Grundschullehramtstudiums. Anhand eigener ästhetischen Erfahrungen, Unterrichtsbeispielen und Projektideen wird deutlich, wie gerade ästhetische Bildung als fächerübergreifendes Prinzip zur Sensibilisierung für und kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen beitragen kann und kreative Entwürfe von Zukünften entwickelt werden können.
Das interdisziplinäre Seminar fußt thematisch auf dem bereits im WS 2021/22 veranstalteten Seminar (#BEUYS100 Lass Wachsen). Während das erste Seminar in erheblichem Maße auf die Einbindung weiterer externer Expert:innen und Zeitzeug:innen sowie auf die operative Erarbeitung des Themenfeldes durch die Studierenden selbst setzte, wird mit diesem Projekt der Fokus auf die Erkundung des kulturellen Gedächtnisses (vgl. Aleida Assmann) der Stadt Kassel gelegt.
Die im Rahmen des #BEUYS100-Seminars durch die Studierenden erarbeiteten Materialien werden – im Sinne auch der nachhaltigen Nutzung geistiger Ressourcen – für die Durchführung des zweiten Seminars – #BEUYS7000oaks40 – nutzbar gemacht.
Das Projekt nimmt die BEUYS-Aktion 7000 Eichen zur documenta von 1982 zum Ausgangspunkt der eigenen Wahrnehmung, Erfahrung und Erforschung des materiellen uns sozialen Stadtraums. Durch die inhaltliche Verknüpfung der beiden Seminare werden Brücken gleich in mehrfacher Hinsicht geschlagen:
Nicht zuletzt wird durch den diskursiven und dialogischen Ansatz (Interviews) – gepaart mit der medialen Komponente (Videographie) – die soziale und methodische Kompetenz der Studierenden herausgefordert und proaktiv entwickelt.